Letzten Sonntag waren in Santiago Buergermeister- und Gemeinderatswahlen, bzw nicht nur in Santiago, sondern in ganz Chile in jeder Kommune(insgesamt 347). Doch das eigentlich krasse fuer mich ist nicht die Tatsache, dass es hier Wahlen gibt, sondern das in Chile Wahlpflicht herrscht! Allerdings gilt die Wahlpflicht nur fuer diejenigen, die sich registriert haben. Wenn man sich jedoch einmal als Waehler bei der nationalen Wahlkommission registriert hat, dann kann man dies nicht mehr rueckgaengig machen. Das bedeutet, dass man verpflichtet ist, bis an sein Lebensende waehlen zu gehen (hierbei gibt es lediglich wenige,streng gehandhabte Ausnahmen)!!! Um die Wahlpflicht zu umgehen, registrieren sich viele Jugendlich von vorn herein erst gar nicht... Im Fall, dass man nicht waehlen geht, obwohl man registriert ist,muss man zwischen 20 000 und 110 000 Peso (zw. 25€ und 140€) Strafe zahlen, bei mehrmaligen missachten droht sogar eine Freiheitsstrafe!
Zudem laeuft der Wahlkampf auch voellig anders ab, ebenso wie die Wahl an sich:
in der Kommune, in der ich lebe, gab es 35 Kandidaten fuer das Amt des Buergermeisters! Die Wahlkampfteams fahren mit Kombis durch die Strassen (mit fast ohrenbetaeubender Musiklautstaerke), wobei auf der Ladeflaeche grosse Boxen angebracht sind und irgendwelche Wahlkampfhelfer rumhampeln und die Fahne des Kandidaten schwenken. Das Theater hat manchmal schon frueh morgens begonnen und dauert bis in die spaeten Abendstunden. Gewaehlt wird uebrigens in oeffentlichen Schulen, die an diesen Tag sogar vom Militaer "bewacht" werden! Am Wahltag gehen Frauen und Maenner getrennt waehlen, also an verschiedenen Schulen!
